Innerhalb kürzester Zeit verändert sich unser Leben. Etwas unvorstellbares passiert: ein Virus wird zu größten Herausforderung der Welt, in der wir leben. Mit einer Geschwindigkeit und einem Ausmaß, das wir bisher nicht kannten. Die meisten Menschen haben mit so etwas nicht gerechnet. Die Auswirkungen betreffen unser gesamtes Leben: soziale Kontakte, Gesundheit und die wirtschaftliche Situation. Unser Hamsterrad wurde plötzlich angehalten und wir wurden rausgeworfen. Wir wurden aus unserer Komfortzone katapultiert. Wir alle sind inmitten eines Change.
Change
Sind wir jeden morgen ins Büro oder zum Kunden gefahren, sitzen heute viele im Home Office. Wo wir gestern Auto’s zusammengebaut haben, Hotelgäste begrüßte haben oder Kunden bedient haben, ist heute Stillstand und die MitarbeiterInnen blicken in eine ungewisse Zukunft. Wir haben unsere Sicherheit verloren. Wir haben unsere uneingeschränkte Bewegungsfreiheit eingebüßt. Nicht für immer, sondern nur temporär. Doch wie lange wird es dauern? Was ist in zwei Monaten oder einem Jahr? Aus dieser Unsicherheit entsteht auch Angst. Auf der anderen Seite gibt es tolle Lichtblicke. So haben wir Unterstützung von Menschen angeboten bekommen, für die wir sehr, sehr dankbar bin. Wissen wird ausgetauscht und Hilfe angeboten.
Diese Situation hat mir zwei Dinge ganz deutlich gezeigt, die mich seit längerem beruflich begleiten:
1. Change Management
Im Change Management gibt es eine Veränderungskurve von Kübler-Ross, die ursprünglich aus der Trauerbewältigung kommt. Diese unterteilt bei einer Veränderung die unterschiedlichen Stadien bei einem Menschen, die er/sie mehr oder weniger durchläuft.
- Vorahnung: in der jetzigen Krise, haben wir gesehen, was in China passiert. Wir haben etwas geahnt und gedacht, dass es uns nicht betrifft.
- Schock: als wir persönlich davon betroffen waren, setzt der Schock bei vielen ein. Gut, bei einigen ist es noch nicht angekommen. Teilweise erleben wir ein irrationales Verhalten: Hamsterkäufe oder die unsichtbare Gefahr wird einfach ignoriert.
- Abwehr bzw. Leugnung: auch wenn die Gruppe immer kleiner wird: es gibt noch immer Menschen, die sagen „Ich bin davon nicht betroffen.“ Das passiert häufig, wenn sie selbst noch nicht emotional betroffen sind oder die Veränderung einfach nicht sehen wollen.
- Rationale Akzeptanz: wir begreifen und verstehen die Situation. Wir verfallen in Trauer und durchlaufen das „Tal der Tränen“. Es kann sogar zu Depressionen kommen. Jetzt ist besonders viel Feingefühl gefordert. Wir merken also, dass wir uns der neuen Situation nicht mehr verschliessen können. Ich verstehe die Situation und merke, dass ich davon betroffen bin.
- Emotionale Akzeptanz: die Situation ist da und wir verabschieden uns von alten Verhaltensmuster. Unsere negativen Gefühle, wandeln sich in Richtung positive Emotionen.
- Öffnung: wir versuchen uns der neuen Situation anzupassen und fangen an, neue Dinge auszuprobieren. Wir alle kennen die Bilder z.B. aus Italien, in denen Menschen auf dem Balkon musizieren.
- Integration: wir integrieren unser neues Verhalten und es wird zur Normalität.
Was ein Change braucht
Veränderungen brauchen vor allem zwei Dinge: Zeit und sehr viel Kommunikation, denn diese kann die Zeitspanne verkürzen. Kommunikation betrifft besonders Führungskräfte, die jetzt sehr viele Gespräche mit ihren Mitarbeitern führen müssen. Denn viele Angestellte sitzen jetzt zu Hause im Home Office. Diese zusätzliche berufliche Veränderung muss unterstützt werden. Mein Tipp: bewerten Sie nicht gleich, sondern hören Sie zunächst zu und überzeugen durch Empathie. Was die Menschen jetzt brauchen ist Orientierung und Sicherheit.
2. VUKA
VUKA wird verwendet, um Führungsfragen in wirtschaftlichen Zusammenhängen zu erklären und wurde erstmals 1987 von Warren Bennis und Burt Nanus verwendet.
Es ist ein Akronym, welches sich aus den folgenden Worten zusammensetzt:
V olatilität. Bedeutet, unvorhersehbar Schwankungen. Märkte, Meinungen und Einstellungen sind instabil, wechselhaft und schwankend.
U nsicherheit. Es herrscht Ungewissheit und Klarheit fehlt. Somit ist eine detaillierte Planung nicht möglich.
K omplexität. Es gibt eine Unmenge von Informationen, die noch in gegenseitiger Abhängigkeit stehen, dass es kaum möglich ist, diese alle zu berücksichtigen bzw. auszuwerten.
A mbivalenz. Eindeutige Lösungen fehlen, weil beispielsweise Informationen widersprüchlich sind oder doppel- bzw. mehrdeutig sind.
Betrachtet man die einzelnen Punkte, sind diese schon schwer zu verstehen. Doch in unserer Welt wirken sie nicht nur unabhängig voneinander, sondern sie sind vernetzt. Daraus folgt, dass Ereignisse kaum vorhersehbar sind und sich von einen auf den anderen Tag verändern können. Und das mit einer enormen Geschwindigkeit. Das ist die Situation, die wir gerade erleben.
Antwort
Was die Antwort auf VUKA ist? Es ist VUCA. Wieder ein Akronym, was für
- V ision (Vision, kein Ziel)
- U nderstanding (Verstehen)
- C larity (Klarheit)
- A gility (Agilität)
steht.
In der VUKA-Welt braucht es eine agile Führung, die es den Mitarbeitern ermöglicht, schnell zu reagieren. Das setzt Vertrauen und Handlungsspielräume voraus. Es geht darum, schnell auf unerwartete Anforderungen reagieren zu können.
Wir werden sicherlich alle aus dieser Veränderung lernen. Ich wünsche mir, dass Sie gesund bleiben und in dieser Zeit sich besonders um ihre MitarbeiterInnen kümmern, die jetzt im Home Office arbeiten oder in Kurzarbeit sind. Verlieren Sie nicht diese Menschen, denn sie werden wieder gebraucht.
Angebot
Wir haben uns entschlossen, Menschen die im Home Office sind, eine Plattform zum Austausch anzubieten. Dort geht es um Ideen, Tipps und Erfahrungen im Umgang mit dieser Situation.
Ferner bieten wir für Unternehmen ein virtuelles Seminar an, um Führungskräfte auf diese Situation vorzubereiten. Bei Interesse sprechen Sie mich bzw. uns einfach an.
Ich wünsche Ihnen jetzt viel Kraft, Zuversicht, Kreativität und Gesundheit für die nächste Zeit.
Viele Grüße
Werner von Rappard