Führung und Macht

Führung und Macht

Führungskräfte besitzen per se Macht. Führung und Macht gehören also zusammen. Ich spreche hier von der verordneten Macht, also die Ausstattung mit der Macht durch das Unternehmen. Daneben gibt es noch drei weitere Arten, die den Umgang mit der eigenen Person und mit Personen betrifft, zu denen ich keine rechtliche Beziehung habe.

Führungskräfte können sich somit gegen die Interessen ihrer Mitarbeiter durchsetzen. Ich brauch keinen Kompromiss einzugehen, um einen Entschluss durchzusetzen. Notfalls sogar unter Strafandrohung. Dies natürlich nur im Rahmen ihrer Befugnisse. In diesem Fall bündeln die Vorgesetzten alle Entscheidungen und und Entscheidungsfindungen bei der eigenen Person. Sie haben die Möglichkeit, autoritär zu führen. Das ist jedoch nur eine Option und keine Pflicht.

Macht und wilde Führung

Macht ist Einflussnahme. Einfluss auf einzelne Personen oder Interessengruppen. Ich kann auch Macht ausüben, ohne das ich dafür mit Mitteln, wie z.B. Sanktionen ausgestattet bin. Das passiert alltäglich. Ich nenne es die wilde Führung. Ich plane beispielsweise mit meinem Partner den nächsten Urlaub. Meine Frau möchte nach Italien und ich lieben nach Norwegen. Wir finden einen Kompromiss und fahren nach Frankreich. Vielleicht hat sich meine Frau aber auch durchgesetzt, weil sie die besseren Argumente hat und wir fahren nach Italien.

Im Alltag ist es häufig, dass einer die bessere Verhandlungsposition hat, weil er evtl. über mehr Wissen verfügt, auf ein Belohnungssystem zurückgreifen kann oder kommunikativ deutlich stärker ist. Dann ist es kein Kompromiss, sondern einer hat sich durchgesetzt und der andere hat nachgegeben. Er hat Macht ausgeübt, ohne dafür mit Sanktionen ausgestattet zu sein.

Führungskräfte haben also die Möglichkeit, auf die komplette Bandbreite von Beeinflussung zurück zu greifen: Androhung und Umsetzung von Sanktionen, Kompromisse eingehen und durch eine bessere Verhandlungsposition zu ihrem Ziel zu gelangen. Für die letzten beiden Möglichkeiten sind Fertigkeiten und Fähigkeiten erforderlich, die jede Führungskraft in grossen Teilen beherrschen sollte.

Die dunkle Seite

Das Machtausübung mit Strafandrohung, die sog. dunkle Seite der Macht, die Angst verursacht, zeigte gerade der VW Skandal. Hier haben Mitarbeiter Werte manipuliert, weil sie Angst hatten. Ob es wirklich zu einer Androhung kommt oder der Mitarbeiter auch ohne diese Androhung Angst hat ist eher unerheblich. Denn beim Letzteren herrscht ein Angstklima, das Mitarbeiter in ein starkes Abhängigkeitsverhältnis bringt.

Die beste Führung für mich ist, wenn der Mitarbeiter die Machtbefugnisse des Vorgesetzten nicht merkt. Und wenn die Führungskraft seine Macht der Situation und dem Mitarbeiter anpassen kann. Denn es gibt Grenzen, bei deren Überschreitung eine Sanktion notwendig ist.

Macht ist Verantwortung

Führung und Macht. Das bedeutet auch, dass sich eine Führungskraft vor seinen Mitarbeiter stellen kann, um ihn zu beschützen. Macht bedeutet doch nur, dass ich Möglichkeiten habe, die andere vielleicht nicht haben. Die Frage ist nur, was ein Chef daraus macht.

In unseren Schulungen ist es uns wichtig, dass Führungskräfte sich der Macht bewusst sind und was sie bewirken kann. Denn ich halte Angst für den schlechtesten Begleiter. Und das nicht nur im beruflichen Umfeld. Hier ist es ganz wichtig Spielregeln und Grenzen zu kommunizieren.

Mitarbeiter müssen befähigt werden, mit Angstsituationen umgehen zu können und sich auf sich selbst verlassen zu können. Das hat sicherlich auch was mit Selbstbewusstsein zu tun.

Führung bedeutet, dass ich auf einem Klavier nicht nur 5 Tasten bedienen kann, sondern die gesamte Tastatur. Und Musik kann ich machen, wenn ich Persönlichkeit dazu habe.

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