„Der Unterschied zwischen dem richtigen Wort und dem beinahe richtigen ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Blitz und einem Glühwürmchen.“ (Mark Twain)
Der Begriff social distance ist heute in aller Munde und findet sich in unzähligen Berichterstattungen und Schreiben. Unser Verstand versteht, was damit gemeint ist. Und zwar um den physikalischen Abstand von Menschen. Es soll damit eine räumliche Distanz ausgedrückt werden. Doch was passiert bei uns emotional?
Was impliziert der Ausdruck social distance? Soziale Distanz ist mehr als nur der räumliche Abstand. Es bedeutet, sich sozial von einer Person bzw. Menschen zu distanzieren. Damit ist eine psychische Entfernung gemeint. Nur wenige Menschen kommen fast ohne soziale Kontakte aus. Wir benötigen Gemeinschaft. Denn durch sie erhalten wir Anerkennung, Zuneigung, Sicherheit und das Gefühl, dass wir dazu gehören. Der Begriff social distance beinhaltet jedoch auch die Entfernung von der Gemeinschaft. Die Person ist dann ausgeschlossen.
Spannungen
Somit kann es zu einer Spannung zwischen Verstand und unserem Gefühl kommen. Unser Gefühl kann nun dadurch verstärkt werden, dass Menschen nun nicht mehr im Büro arbeiten, sondern im Home Office. Wir werden nun aus der Bürogemeinschaft herausgenommen und sitzen „isoliert“ zu Hause. Klar weiß unser Gehirn, dass es notwendig ist. Doch was sagt unser Gefühl?
Nun versuchen wir mit den Mitarbeitern und KollegenInnen über Mail, Chat, Telefon und Video in Kontakt zu bleiben. Nur leider gelingt es nicht allen Führungskräften die MitarbeiterInnen auf der emotionalen Ebene abzuholen. Denn die Herausforderung liegt in der fehlenden nonverbalen Kommunikation.
Auf Distanz?
Ein weiterer Begriff ist für mich: „Führung auf Distanz“. Jetzt fragen Sie sich vielleicht wieso? Es ist der Ausdruck „auf Distanz“. Sehr schnell sind wir bei Themen wie, auf Distanz gehen oder auf Distanz halten. Damit „schiebe“ ich jemanden fort bzw. ich entferne mich von der Person. Somit wird Nähe abgebaut. Ich lasse den Anderen nicht mehr teilhaben an der Gemeinschaft.
Persönlich bevorzuge ich den Ausdruck „Führung über Distanz“, weil es für mich bedeutet, dass die Distanz überbrückt wird, um wieder Nähe zu schaffen. Brücken überwinden Hindernisse und Distanzen.
Wir nutzen also oft Begriffe, die zu gegensätzlicher Interpretation auf der Verstands- und der Gefühlsebene führen kann. Wer das Eisberg-Modell kennt, weiß welche Kraft unter der Wasseroberfläche liegt.
Innerer Konflikt
Wenn wir die Begriffe nicht ändern können, so sollten wir dafür sorgen, dass die rationale und die emotionale Ebene nicht gegeneinander, sondern miteinander arbeiten. Ansonsten wird das Motivation, Effizienz und Effektivität kosten.
Gerade jetzt ist es wichtig, Nähe zu den Menschen aufzubauen bzw. zu halten, die das Unternehmen in der Vergangenheit mit getragen haben und es mit in die Zukunft begleiten sollen. Führungskräfte sollten jetzt sensibel sein, Brücken bauen, Nähe schaffen und zum Gestalter werden. Das erfordert allerdings andere Instrumente, als bisher.
Ich wünsche Ihnen Mut, Vertrauen und Orientierung in einer verrückten Zeit.